Das Alumni-Netzwerk der Hamburger Soziologinnen und Soziologen wurde auf der Absolventenverabschiedung, die das Institut für Soziologie der Universität Hamburg im Sommersemester 1998 veranstaltete, ins Leben gerufen.
Was in der angelsächsischen Hochschullandschaft ein übliches Geschehen ist, nämlich den Absolventinnen und Absolventen in einem feierlichen Rahmen am Ende eines erfolgreichen Studiums ihre Diplome zu überreichen, musste in der deutschen Universität nach den Reformen der 1960/70er Jahre wieder neu erfunden werden. Es entzieht sich unserer Kenntnis, ob damit an eine alte Tradition wieder angeknüpft wurde oder ob am 6. Juli 1998 das Institut für Soziologie erstmalig seinen erfolgreichen Absolventinnen und Absolventen der Diplom- und Magisterstudiengänge ihre Abschlusszeugnisse und Urkunden überreicht hat. Auf jeden Fall hat in diesem Rahmen Prof. Rolf von Lüde im Gästehaus der Universität Hamburg angeregt, einen Absolventenverein ins Leben zu rufen. Interessierte ehemalige Studierende konnten sich in eine Liste eintragen, um weitere Informationen zur Gründung eines Alumni-Vereins zu erhalten.
Der Begriff „Alumni“, und die damit verbundene Idee, ein Netzwerk der Absolventinnen und Absolventen zu schaffen, von dem auch die Universität oder das Institut profitieren sollte, war 1998 an der Universität Hamburg ein Fremdwort. Alumni, ein aus dem Lateinischen abgeleiteter Begriff, der in seiner ursprünglichen Bedeutung auf den „Zögling“ verweist, hat sich in der angelsächsischen Hochschullandschaft als Synonym für eine aktive Absolventenarbeit etabliert: Die professionalisierte Alumni-Arbeit setzt bereits beim Studierenden an – mit dem klar definierten Ziel, später die erfolgreich im Berufsleben stehenden Absolventen an ihre ehemalige Alma mater gebunden zu haben. Ihre Dankbarkeit und Verbundenheit zeigen die Absolventen sowohl ideell als auch durch finanzielle Zuwendungen an die Hochschule.
Freunde gewinnen
„Fundraising“ ist zwar wichtiger Aspekt in der Alumni-Arbeit. Für uns weitaus wichtiger ist es, die ehemaligen Studierenden als Freunde zu gewinnen, also das „Friendraising“ weiter voranzutreiben. Nicht selten sind die Absolventinnen und Absolventen angesichts eines Studiums unter oftmals unbefriedigenden Bedingungen an einer Massenuniversität wie der Universität Hamburg (schlechte Ausstattung, überfüllte Seminare, unbefriedigendes Lehrangebot…) und den als schwierig einzuschätzenden Berufsperspektiven für Soziologinnen und Soziologen eher genervt als dankbar, wenn sie an ihre Zeit an der Universität zurückdenken. Ein Gefühl der Wertschätzung für das Studium ist unmittelbar nach Beendigung des Studiums bei den wenigsten vorhanden. Es entsteht häufig erst, wenn die berufliche Etablierung geglückt und damit auch die Verunsicherung überwunden ist, und man selbst erfährt, wobei einem die im Studium vermittelten Lehrinhalte und Lernziele hilfreich sein können.
Eine charmante Idee
Unter diesen Umständen war es erstaunlich, dass sich am 13. Oktober 1998 im Institut für Soziologie immerhin ein gutes Dutzend Absolventinnen und Absolventinnen sowie Lehrende des Instituts versammelten, die die Netzwerkidee so charmant und ansprechend fanden, dass sie den Alumni-Verein Hamburger Soziologinnen und Soziologen e.V. an Ort und Stelle gründeten und Klaus-Dieter Baja, Björn Lindemann und Susanne Zemene zum ersten Vorstand des Vereins i.G. wählten.
Während des ersten Jahres nach dem Gründungstreffen richtete sich der Fokus der Vorstandsarbeit auf zwei Punkte: zum einen die Werbung weiterer Mitglieder, um den Verein mit Leben zu erfüllen, und zum anderen die Aufnahme des Vereins in das Vereinsregister des Amtsgerichtes Hamburg und die Erstellung einer Satzung, die vom Finanzamt als gemeinnützig anerkannt wird. Der Alumni-Verein Hamburger Soziologinnen und Soziologen e.V. verstand und versteht sich als Netzwerk für den beruflichen, wissenschaftlichen und privaten Austausch. Von den Erfahrungen und Kontakten der Ehemaligen sollen darüber hinaus auch die Studierenden und das Institut für Soziologie der Universität Hamburg profitieren.
Netzwerk für den beruflichen, wissenschaftlichen und privaten Austausch
Die Ziele, die den Verein von Anfang leiteten, gelten noch heute: Der Kontakt zwischen Ehemaligen, der Soziologie und der Universität soll nicht abreißen. Dabei wollen wir Berufskontakte, Chancen, Perspektiven und Fachwissen einander austauschen und vermitteln. Studierende, Alumni, Unternehmen und die Universität wollen wir miteinander ins Gespräch bringen und schließlich der Wissenschaft auch im Arbeitsalltag jenseits sozialwissenschaftlicher Theorie ein Forum bieten.
Das Institut für Soziologie gab zwar den Impuls zur Vereinsgründung, und ist auch Vereinsmitglied, aber in den Vorstand des Alumni-Vereins werden ausschließlich Absolventen gewählt. Die Angebote hingegen richten sich an Studierende und Absolventen, Mitglieder und Nicht-Mitglieder. So unterstützt der Verein z. B. das Institut für Soziologie der Universität Hamburg ideell, finanziell und mit Manpower bei diversen Gelegenheiten und das Institut wiederum begrüßt die Aktivitäten des Vereins. Es ist ein Netzwerk, das in den Händen der Absolventinnen und Absolventen liegt und von ihnen geführt und geprägt wird. Damit unterscheidet sich der Alumni-Verein Hamburger Soziologinnen und Soziologen e.V. deutlich in seiner Ausrichtung und seinen Angeboten von Absolventenzusammenschlüssen, die von Universitäten betrieben werden.
Anspruchsvolle Angebote
Schnell war es dem Vorstand und weiteren engagierten Mitgliedern klar, dass die Ziele des Vereins nur durch anspruchsvolle und nachfrageorientierte Angebote für die Alumni und die Studierenden zu erreichen sind. Dabei war und ist es stets eine Herausforderung, im Rahmen ehrenamtlichen Engagements und damit verbundener knapper zeitlicher (und zu Beginn auch knapper finanzieller) Ressourcen, attraktive Angebote zu entwickeln und umzusetzen. Noch heute – der Verein ist inzwischen auf eine Größe von rund 200 Mitgliedern angewachsen – arbeitet der Vorstand ehrenamtlich und auch die aktiven Mitglieder setzen sich in ihrer Freizeit für das Netzwerk der Hamburger Soziologinnen und Soziologen ein.
Nach einer kurzen Phase der Etablierung im Nachgründungsjahr ist die Vereinsentwicklung durch eine solide Konsolidierung geprägt: Die Mitgliederzahl wächst stetig, die Arbeit des Vorstands wird auch bei Wechseln im Vorstand inhaltlich fortgesetzt und die Angebote haben sich zunehmend professionalisiert. Und von Anfang an trägt der Verein durch vielfältige Veranstaltungen dazu bei, die universitäre Ausbildung und die berufliche Praxis miteinander zu verbinden.
Die Mitgliederbetreuung und Kommunikation innerhalb der Alumni verbessert sich kontinuierlich. 1999 wurde eine Homepage eingerichtet, zunächst als Unterseite des Instituts für Soziologie, seit 2003 als eigene Domain unter www.alumni-soziologie.de, auf der alle Aktivitäten des Vereins dargestellt werden und auf der ein geschützter Bereich, der nur den Mitgliedern zur Verfügung steht, eine interne Kommunikation untereinander erlaubt. Am 9. Juli 2007 haben wir dort nach intensiver Vorbereitung und einer Testphase unsere Alumni-Datenbank gestartet und allen Mitglieder einen Zugang zur Verfügung gestellt. Die Datenbank war und ist ein weiterer wichtiger Schritt für die Kommunikation in unserem Netzwerk. Sie erlaubt die schnelle und bequeme Suche nach Mitgliedern, enthält neben den Stammdaten ein persönliches Profil mit Fotoupload für jedes Mitglied, und sie ist dynamisch angelegt, d. h. ausbaufähig und kann z. B. mit anderen Kommunikationsplattformen verknüpft werden.
Seit 2000 erhalten alle Mitglieder regelmäßig per E-Mail oder Post einen Rundbrief, der sie über alles Aktuelle auf dem Laufenden hält. Darüber hinaus erhalten alle Mitglieder Stellenausschreibungen und weitere Informationen zum Vereinsleben per E-Mail. Persönliche Treffen sind auf den regelmäßig stattfindenden „Alumni.Schnack“-Abenden möglich.
Zur Außendarstellung und Mitgliederwerbung war eine der ersten Aktivitäten nach der Gründung des Vereins die Gestaltung eines ansprechenden Logos und die Erstellung eines Flyers mit Mitgliederantrag. Diesen Flyer hatten wir zwischenzeitlich generalüberholt, und er erscheint nun schon in dritter Auflage. Mitte 2007 haben wir die Außendarstellung durch eine neue Corporate Identity professionalisiert. Das neue Logo-Design betrachten wir auch als wichtigen Schritt für die Integration unseres Vereins. Es umfasst u. a. die überarbeitung des alten Logos, die Neugestaltung von Visitenkarten, die Gestaltung des allgemeinen Geschäftsbriefes, den Rundbrief und das Plakat. Dazu gehört ein sogenanntes Design-Manual. Einen Relaunch unserer Website im neuen Corporate-Design und mit anwenderfreundlicher Navigation haben wir pünktlich zum zehnjährigen Jubiläum im Oktober 2008 verwirklicht.
Im „Pferdestall“, dem Sitz des Instituts für Soziologie, war zunächst das schwarze Brett ein weiteres Kommunikationsmittel, um die Studierenden auf die Angebote des Vereins aufmerksam zumachen. Mittlerweile haben wir dort einen ansprechenden Glasschaukasten installiert.
Das Institut für Soziologie und der Alumni-Verein arbeiten zudem sehr gut bei den Absolventenverabschiedungen des Instituts zusammen. Sie finden zwei Mal im Jahr statt und werden von Seiten des Alumni-Vereins finanziell und durch tatkräftige Hilfe vor Ort unterstützt. Der Alumni-Verein beteiligt sich darüber hinaus an verschiedenen berufsorientierenden Angeboten der Universität Hamburg (Jobbörsen des Fachbereichs, Absolvententagen der Universität) und vermittelt Ehemalige als Ansprechpersonen für Studierende.